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Vor 90 Jahren: Die Nationalsozialisten kommen an die Macht.
Gäste erleben bewegendes Gedenken
Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe "Zerstörung der Demokratie – Vor 90 Jahren: Die Nationalsozialisten kommen an die Macht.“ kamen 160 Besucherinnen und Besucher ins Präsidium.

Mit einer ebenso beeindruckenden wie bewegenden Auftaktveranstaltung im historischen Festsaal des Polizeipräsidiums Wuppertal hat am Sonntag, 29.01., das Erinnerungsjahr „Zerstörung der Demokratie – Vor 90 Jahren: Die Nationalsozialisten kommen an die Macht." begonnen.

Am Vorabend des 90. Jahrestags der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 lasen die beiden Schauspiel-Kollegen Marina Matthias und Udo Thies vor rund 160 Gästen aus zeitgenössischen Berichten aus Wuppertaler Zeitungen und Erinnerungen jüdischer Wuppertalerinnen und Wuppertaler.

 „Ich danke den Organisatoren, dass wir als bergische Polizei die Auftaktveranstaltung dieses wichtigen Erinnerungsjahrs ausrichten dürfen", verdeutlichte Polizeipräsident Markus Röhrl zur Begrüßung, wie wichtig es der Behörde ist, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und auch die jungen Kolleginnen und Kollegen mit den Verbrechen der Polizei im so genannten Dritten Reich zu konfrontieren.

Polizeipräsident erinnert an die Rolle der Polizei in der NS-Zeit

Auch im historischen Festsaal des Polizeipräsidiums, wo heute oft zu meist schönen Anlässen gefeiert wird, hätten in der NS-Zeit Verbrechen stattgefunden. Und hier wurde Ende der 1960er Jahre auch den Tätern der Mordaktion in Bialystok, einem Bezirk im von den Deutschen besetzten Polen, der Prozess gemacht. Bei dem Massaker waren 1941 mehrere 10.000 Jüdinnen und Juden durch Polizeieinheiten – darunter auch Polizisten aus Wuppertal – ermordet worden. Die meisten der Opfer wurden erschossen, Hunderte kamen aber auch ums Leben, als sie von ihren Mördern in die Synagoge Bialystoks getrieben wurden und das Gotteshaus in Brand gesetzt wurde. All dies, so Markus Röhrl, sei unmittelbare Folge der „Machtübergabe" an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 und der Zerstörung der Demokratie in den Wochen und Monaten danach gewesen.

Daran, dass Hitler eben nicht durch einen Putsch, sondern durch Wahlen an die Macht gekommen sei, erinnerte auch Wuppertals Oberbürgermeister Prof. Uwe Schneidewind. Er betonte aber, dass „Demokratie nicht nur eine Frage von Mehrheit ist, sondern auch davon, dass die Mehrheit die Minderheit respektiert".

Während der Lesung herrscht bedrückende Stille

Der Oberbürgermeister erinnerte exemplarisch an das Schicksal des Elberfelders Oswald Laufer, der als Sozialdemokrat und Mitglied des Reichsbanners zu den ersten Opfern der Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme wurde. Zunächst in so genannte „Schutzhaft" genommen, wurde Laufer noch am Abend seiner Freilassung vor seinem Geschäft in der Elberfelder Wilhelmstraße von SA-Männern erschossen.  

Bei der anschließenden Lesung herrschte bedrückende Stille im Saal des Polizeipräsidiums. Dies lag zum einen an Marina Matthias und Udo Thies, die den Texten mit ihrer Art des Vortrags Leben einhauchten und es vermochten, Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Zum anderen lag es auch am Quartett für Zupfinstrumente der Bergischen Musikschule, das die Inhalte passend musikalisch untermalte. 

Vor allem aber lag es am Inhalt der Presseberichte und Zeitzeugenerinnerungen selbst. Sie berichteten von den Entwicklungen der ersten Tage und Wochen in Wuppertal nach der Machtübernahme, von Versuchen des Widerstands, willfährigen Handlangern des sich etablierenden Regimes, von Schicksalen, von Opfern und Verbrechen. Im Übrigen – und hier schloss sich erneut der Kreis zum Veranstaltungsort – berichteten sie auch von der Bandbreite des Handelns von Polizisten, die sich zum Teil allzu schnell auf die neuen Verhältnisse eingestellt hatten, zum Teil aber auch Schlupflöcher suchten, um Menschen zu helfen.

„Zerstörung der Demokratie – Vor 90 Jahren: Die Nationalsozialisten kommen an die Macht." ist eine  Veranstaltungsreihe der Stadt Wuppertal in Kooperation mit der Begegnungsstätte Alte Synagoge, Katholischen Bildungswerk und der Volkshochschule sowie vielen weiteren Partnern, darunter auch die Polizei Wuppertal.

Alle Infos zum Programm gibt es hier ZERSTÖRUNG DER DEMOKRATIE (alte-synagoge-wuppertal.de)

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