Respekt und Vielfalt – so lauten die beiden Werte, die das Polizeipräsidium Wuppertal für sich und seine Arbeit als besonders prägend identifiziert hat. Das ist das Ergebnis der Veranstaltungsreihe „POLIZEIarbeit ist WERTEarbeit“, mit der sich die nordrhein-westfälischen Polizeibehörden seit dem Frühjahr 2022 beschäftigen. Ziel der Reihe ist es, bei den Beschäftigten der Polizei NRW eine Auseinandersetzung mit dem Thema „Werteorientierung“ anzustoßen.
Bei einer Veranstaltung im Polizeipräsidium am Dienstag, 17.01.2023, präsentierte die Kreispolizeibehörde Wuppertal ihr Wertepaar offiziell den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Medien. Dabei feierte auch das Video zur Kampagne, welches in den kommenden Tagen in mehreren Teilen auf dem Facebook- und Instagram-Kanal der Behörde veröffentlicht wird, Premiere.
Gesprächsrunde tauscht sich über Respekt und Vielfalt aus
Was Werte für die Polizei bedeuten, wieso gerade die Werte Respekt und Vielfalt für die Polizei Wuppertal stehen und wie die Polizei im Dienstalltag mit Werten umgeht – mit diesen und vielen weiteren Themen beschäftigten sich anschließend die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Gesprächsrunde. Moderiert von Imo Röth, Leiter des Leitungsstabs des Polizeipräsidiums Wuppertal, tauschten sich Polizeipräsident Markus Röhrl, die Leiterin der Polizeiinspektion Solingen sowie der Arbeitsgruppe zur Stärkung der sozialen und interkulturellen Kompetenz (AG SIK) Claudia Schepanski, Oskar Dallos aus dem Wachdienst der Polizeiwache Solingen, Polizeiseelsorger Michael Clauß und Nils Montabon vom Zentrum für ethische Bildung und Seelsorge in der Polizei NRW (ZeBuS) aus.
Wenn wir Werte haben, macht uns das stark.
Polizeipräsident Markus Röhrl betonte dabei, dass wertebasiertes Handeln der Polizei nicht nur von den Bürgerinnen und Bürgern erwartet werde, sondern dass Werte auch für die innere Verfasstheit der Polizistinnen und Polizisten wichtig sei. „Wenn wir Werte haben, macht uns das stark: gegen Unzufriedenheit, Frust, Zynismus, Menschenfeindlichkeit und extremistische Ideologien“, so Röhrl.
Gerade Respekt sei ein Wert, der für die Polizei aus gleich drei Perspektiven unabdingbar sei. Zum einen nach innen, „weil der Respekt vor der Vielfalt der Kolleginnen und Kollegen wichtig ist. Schließlich müssen wir uns im Dienst aufeinander verlassen können“. Zum anderen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, weil es bei auch bei schwierigen Einsätzen darauf ankomme, jedem Menschen mit Respekt zu begegnen. Und zu guter Letzt sei Respekt eben auch in die andere Richtung wichtig: „Unser Anspruch ist, dass die Bürgerinnen und Bürger uns gegenüber respektvoll sind, wenn wir es ihnen gegenüber auch sind“, erklärte Röhrl. Dies gelinge aber nicht immer. Dort, wo die Grenze von Respektlosigkeit gegen Kolleginnen und Kollegen in strafbare Handlungen überschritten werde, stelle die Behörde konsequent Strafanzeige.
Claudia Schepanski, die den Prozess der Wertekampagne eng begleitete, betonte, dass sich das PP Wuppertal bereits lange vor dem offiziellen Start mit dem Thema Werte befasst hatte. Die AG SIK habe schon 2021 ein ganzes Maßnahmenpaket für diverse Problemfelder wie rechtsextremistische Tendenzen, Mobbing, Sexismus oder unangebrachte Kommunikation entwickelt. „Wir haben zwar festgestellt, dass es diesbezüglich keine strukturellen Probleme beim PP Wuppertal gibt. Aber die Maßnahmen sind präventiv“, so Claudia Schepanski.
Vielfalt als bergische Besonderheit
Sie erklärte auch, wieso sich die Behörde – anders als die meisten anderen Behörden im Land – gleich zwei Werte auf die Fahnen geschrieben hat. „Wir haben den Wert Vielfalt hinzugenommen, um dem bergischen Kolorit und den lokalen Besonderheiten Rechnung zu tragen“, sagte die Polizeioberrätin. Schon allein die Tatsache, dass das Polizeipräsidium für das Bergische Städtedreieck und damit mit Wuppertal, Remscheid und Solingen für drei Kommunen zuständig sei, sei besonders. Darüber hinaus seien hier auch die Gesellschaft und der Kreis der Kolleginnen und Kollegen so bunt und vielfältig wie in kaum einer anderen Region.
Auf die Frage, wie sich die Situation im Dienstalltag darstelle, berichtete Oskar Dallos, dass der Respekt vor der Polizei tatsächlich abgenommen habe. Dies gelte zwar nur für Teile der Gesellschaft, aber die zunehmende Zahl von Menschen, die die Polizei nicht mehr respektierten oder sogar als Hassobjekt sähen, seien kaum zu erreichen und machten die Arbeit schwierig. Dann gelte es „Haltung zu bewahren“. Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sei dafür extrem wichtig. „Wir reseten uns gegenseitig, damit wir auch in den nächsten Einsatz respektvoll gehen.“
Polizeiseelsorger lobt die Ausbildung der Polizei NRW
Polizeiseelsorger Michael Clauß bestätigte, dass sich der gesellschaftliche Umgang mit Polizei in den vergangenen Jahren – sowohl in den so genannten Sozialen Medien als auch in der Realität – deutlich verschlechtert habe. Dies mache ihm Sorgen. „Denn ich will, dass die Polizistinnen und Polizisten weiter mit so viel Engagement und Herzblut für unsere Sicherheit sorgen“, stellte Pfarrer Clauß klar. Hoffnung mache ihm die hochwertige Ausbildung bei der Polizei NRW, die die Polizistinnen und Polizisten theoretisch und praktisch gut auf ihren Dienst vorbereite. Das Ergebnis sei beeindruckend. „Es nötigt mir Respekt ab, in welchen Situationen die Einsatzkräfte ruhig und trotz allem respektvoll bleiben“, so Clauß.
Um die innere Widerstandsfähigkeit zu stärken, bietet unter anderem das ZeBuS ein breites Portfolio an Unterstützung an. Mitarbeiter Nils Montabon erläuterte, wie sich Beschäftigte der Polizei NRW mit den herausfordernden und kräftezehrenden Aspekten der praktischen Polizeiarbeit befassen und welche Möglichkeiten es gibt, um die eigene Arbeit und den eigenen Wertekanon zu reflektieren.
Im Anschluss an die Gesprächsrunde stiegen die anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Wuppertal noch in einen offenen Dialog über Werte im Allgemeinen sowie Respekt und Vielfalt im Speziellen ein. Darüber hinaus nutzten sie die Gelegenheit, die Teaserausstellung des Zentrums für ethische Bildung und Seelsorge in der Polizei NRW (ZeBuS) zu besuchen. Die Ausstellung gibt einen Eindruck davon, wie nachdrücklich sich die Polizei NRW mit ethischen und polizeigeschichtlichen Themen befasst.