„Habt Ihr nichts Besseres zu tun?!“ – mit dieser rhetorischen Frage sähen sich Polizistinnen und Polizisten immer wieder konfrontiert, wenn sie Verkehrsteilnehmende und beispielsweise ihre Geschwindigkeit kontrollierten, leitete Polizeipräsident Markus Röhrl am Montag, 18. März 2024, die Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2023 für das Polizeipräsidium Wuppertal ein.
Dass diese Frage, mit einem klaren Nein beantwortet werden kann, bewies ein Video des Ministeriums des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, das den Medienvertreterinnen und -vertreter kurz darauf vorgestellt wurde.
Darin kamen Menschen zu Wort, deren Leben durch Verkehrsunfälle aus den Fugen geraten ist. Weil ein Angehöriger dabei getötet wurde. Oder weil sie selbst dafür verantwortlich sind, dass ein Mensch ums Leben gekommen ist. Ihre Geschichten zeigten: #LEBEN, das Motto der Strategie der Polizei NRW für mehr Sicherheit auf den Straßen, ist mehr als nur Hashtag. #LEBEN ist das, worum es geht bei allen Anstrengungen der Polizei, die Zahl der schweren Verkehrsunfälle zu reduzieren, geht.
#LEBEN ist aber auch das, woran sich alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer orientieren sollten. Indem sie Verantwortung übernehmen, im Verkehr verantwortlich handeln und damit Leben schützen.
Behörde will verstärkt gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr vorgehen
Gemessen daran, verlief das Jahr 2023 auf den Straßen von Wuppertal, Remscheid und Solingen ambivalent. So sank zwar die Zahl der Verkehrstoten auf „nur“ noch sechs (2022: 9). „Allein bei der Hälfte der tödlichen Unfälle war aber Alkohol im Spiel“, erläuterte Falko Lotz, Leiter der Direktion Verkehr beim PP Wuppertal. Darüber hinaus stieg auch die Zahl der Unfälle mit Personenschaden, bei denen Alkohol und sonstige Rauschmittel die Ursache waren, deutlich: bei Alkohol waren es 75 (2022: 52) Unfälle und bei anderen Rauschmitteln verdoppelte sich die Zahl sogar auf 34 (2022:17).
„Alkohol und Drogen stellen im Straßenverkehr eine tödliche Gefahr dar“, machte Polizeipräsident Markus Röhrl klar und kündigte an, diese Gefahr – auch mit Blick auf eine mögliche Legalisierung von Cannabis – bei Kontrollen künftig noch mehr ins Visier zu nehmen.
Fehlende Fahrkompetenz führt zu mehr Pedelec- und E-Scooter-Unfällen
Auffällig: Unter den sechs Verkehrstoten 2023 waren auch drei Fußgänger. Zudem sind im vergangenen Jahr mit 376 Fußgängern 48 mehr verunglückt als im Jahr zuvor (328). Das ist ein Plus von 14,6 Prozent. „Wie schaffen wir es, auch Fehlverhalten von Fußgängern durch Repression und Prävention zu verhindern? Denn auch dort, wo Fußgänger etwas falsch machen, werden sie am Ende zu Opfern“, so Markus Röhrl.
Einen deutlichen Anstieg bei den Verunglücktenzahlen ist auch bei den relativ neuen Fortbewegungsmitteln der Pedelec- und E-Scooter-Fahrenden zu verzeichnen. Die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrenden stieg von 118 in 2022 auf 154 in 2023 (+ 36) und bei den E-Scooter-Fahrenden waren es 60 und damit 20 mehr als noch im Vorjahr. „Wir führen das auf mangelnde Fahrkompetenz zurück. Dagegen gehen wir mit unserem Präventionsangebot vor“, erklärte Direktionsleiter Falko Lotz und verwies unter anderem auf das stark nachgefragte Pedelec-Training der Verkehrsunfallprävention.
Wahrscheinlichkeit, in einen Unfall verwickelt zu werden, bleibt gering
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Bergischen Städtedreieck stieg im Vergleich zu 2022 um 2,6 Prozent auf nun 24.8221. Ähnlich verhielt es sich bei der Anzahl der Menschen, die an Verkehrsunfällen beteiligt waren: Im Vergleich zum Vorjahr waren es im vergangenen Jahr 6,1 Prozent mehr.
Positiv ist hingegen, dass neben der gesunkenen Zahl an Getöteten in 2023 auch weniger Menschen bei Unfällen schwer verletzt wurden. Die Zahl sank um 2,1 Prozent auf nun 275. „Und genau das ist das Ziel unserer Arbeit. Verkehrsunfälle mit Sachschaden wird es immer geben. Aber wir wollen schwere Verletzungen oder sogar Tote im Straßenverkehr verhindern“, so Falko Lotz.
Und auch bei der Verunglücktenhäufgkeitszahl – also der Anzahl der verunglückten Menschen pro 100.000 Einwohner – kann sich die Bilanz sehen lassen. Zwar lag sie mit 329 etwas höher als noch 2022 (310). Im NRW-Vergleich der 47 Kreispolizeibehörden rangiert die Kreispolizeibehörde Wuppertal damit aber immerhin auf Rang 7 und hat als großstädtische Region, in der die Wahrscheinlichkeit, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, grundsätzlich höher ist als in ländlichen Gebieten, einen der Spitzenplätze inne.
Den detaillierten Jahresbericht 2023 sowie die Zahlen der vergangenen Jahre finden Sie im Downloadbereich auf der rechten Seite.
Darüber hinaus stellte das Ministerium des Innern des Landes NRW auch die landesweite Statistik vor. Alle Zahlen sowie ein Medienpaket dazu finden Sie hier: