Unser Geschichtszentrum dient zugleich als Erinnerungsort: Wir erinnern an die Opfer willkürlicher Verbrechen der NS-Diktatur – begangen von verblendeten Rassenideologen und willfährigen Helfern in den Reihen der Polizei.
Josef Hufenstuhl geboren am 16. Juli 1880 in Röttgen bei Wipperfürth. Schon während der Weimarer Republik war Hufenstuhl Kriminalbeamter in Wuppertal – und Mitglied der SPD. Hufenstuhl versah seinen Dienst in der politischen Abteilung der Kriminalpolizei Wuppertal im Rang eines Kriminalkommissars. Er trat nach der Machtergreifung in die NSDAP ein. Am 30. September 1940 wurde er Leiter der Gestapo-Außendienststelle Wuppertal. Am 24. April 1941 wurde er zum Kriminalrat befördert. Ihm wird die Verantwortung für eine Reihe schwerster Verbrechen der Staatspolizei Wuppertal (StaPo) zur Last gelegt – so trug er die Verantwortung für die Judendeportationen aus der Region und die Ermordung einer bis heute unbekannten Zahl von ausländischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. Er ordnete in der Endphase des Kriegs die Erschießungsaktionen in Burgholz und in der Wenzelnbergschlucht an. Bei Kriegsende flüchtete er nach Schildgen bei Odenthal, wo er sich seiner Verantwortung am 24. Mai 1945 durch Suizid entzog.
„Polizeigeschichte“ besteht keineswegs aus abgeschlossenen Kapiteln einer vergangenen Zeit. Im Gegenteil: Wir lernen aus ihr, um den verfassungsrechtlichen Auftrag besser zu verstehen und unseren Berufsethos zu stärken. In Wuppertal und Remscheid haben wir einzigartige Artefakte, die uns den Blick auf unsere eigene, rheinisch-bergische Polizeigeschichte erlauben. Wir haben hier die große Chance, den Polizistinnen und Polizisten, insbesondere den Jungen, einen Lern- und Reflektionsraum zur idealen Berufsidentifikation zu bieten. Gleichermaßen bieten wir Veranstaltungen und Besuchstermine für Schulen und die interessierte Öffentlichkeit an.
Dauerausstellung im Polizeipräsidium Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat“Die Deutsche Hochschule der Polizei in Münster hat die ursprüngliche Ausstellung im Rahmen eines Projektauftrages der Innenministerkonferenz des Bundes erstellt – in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum in Berlin.
Aus dieser Ausstellung wurde ein Ausstellungsmodul entwickelt, das die wesentlichen Entwicklungen der Polizei in der Weimarer Republik, im NS-Staat und in den Nachkriegsjahren in komprimierter Form darstellt. Sie dokumentiert die Rolle der Polizei in der NS-Zeit. Sie belegt das erhebliche Ausmaß der Beteiligung der Polizei an schwersten Verbrechen bis hin zum Genozid. Nicht nur für Polizeibeamtinnen und -beamte eine eminent wichtige Konfrontation, um den moralischen Auftrag für eine demokratische und rechtsstaatliche Polizei zu reflektieren.
Ziele der AusstellungDie Deutsche Hochschule der Polizei schreibt über die Ziele der Ausstellung:
Wer waren die Männer (und wenigen Frauen) in der deutschen Polizei, die politische und weltanschauliche Gegner des Nationalsozialismus verfolgten und schließlich ermordeten? Welche mentalen Voraussetzungen und strukturellen Bedingungen prägten das Verhalten der Polizeiangehörigen, dass sie das NS-Regime hinnahmen, sich daran beteiligten und schließlich vielfach sogar zu Mördern wurden? Wer verweigerte sich den verbrecherischen Befehlen? Welche Motive waren dafür ausschlaggebend? Auf diese grundlegenden Fragen versucht das Projekt „Die Polizei im NS-Staat“ Antworten zu geben[...]
In der Öffentlichkeit werden die Verbrechen der Polizei im NS-Staat noch immer allein der Gestapo zugeschrieben. Dabei konnten wissenschaftliche Forschungen der letzten 15 Jahre eindrucksvoll bestätigen, dass auch die reguläre Kriminal- und Ordnungspolizei maßgeblich in die NS-Verbrechen involviert waren. Am Beispiel der Ordnungspolizei, dem „Fußvolk der ,Endlösung’“, lässt sich nachweisen, in welchem Umfang „ganz normale Männer“ (Christopher Browning) an der Ermordung der europäischen Juden beteiligt waren. In der Mehrheit waren die Polizisten weder überzeugte Weltanschauungskrieger, noch bloße Befehlsempfänger. Sie besaßen durchaus Handlungsoptionen. Dennoch entzogen sich nur wenige von ihnen den verbrecherischen Befehlen.
Die Ausstellungen und die darauf aufbauenden Bildungsmaterialien wollen diese Erkenntnisse erstmals sowohl einer breiten Öffentlichkeit, als auch der Polizei vermitteln. Dabei sollen die organisatorischen Strukturen des komplexen und unübersichtlichen Polizeiapparats im NS-Staat verdeutlicht, aber auch das Verhalten und die Handlungsoptionen einzelner Polizisten thematisiert werden. Damit werden zugleich grundsätzliche Fragen nach dem Verhalten von Menschen in einer Diktatur angesprochen. Das Lernen am historischen Beispiel soll Polizeibeamte für die problematischen Aspekte ihres Berufs in der Gegenwart aufmerksam machen. Die Polizeibeamten sollen daran erinnert werden, wie leicht legitime Machtausübung in Machtmissbrauch umschlagen kann.
An diesen Zielen halten wir in Wuppertal fest!
So gerüstet bieten wir zusätzlich eine authentische Spurensuche im Präsidialgebäude an. Diese Führung präsentiert das Gebäude selbst und die regionalen Fakten zur Polizeigeschichte – anschaulich und eindrucksvoll.
Historische Führungen im PräsidiumFür eine kritische Reflexion der Vergangenheit haben wir in Wuppertal einzigartige Voraussetzungen: Das Polizeipräsidium – geplant 1922, erbaut ab 1936 und fertiggestellt am 01.09.1939, dem Tag des Überfalls auf Polen – war ein Ort des Terrors des NS-Apparates. Tagtäglich laufen Besucher und Polizeiangehörige hier an den erhalten gebliebenen baulichen Zeugnissen der NS-Ideologie vorbei. Seien es die großen Wandgemälde, der Saal 300, Fußbodenmosaike, Zierfenster oder Fresken – das Rheinisch-Bergische Zentrum für Polizeigeschichte soll dafür sorgen, dass Polizeibeamtinnen und -beamte, Beschäftigte sowie Besucherinnen und Besucher an diesen historischen Spuren eben nicht mehr nur vorbeilaufen, sondern sich mit ihnen und somit mit der Rolle der Polizei auseinandersetzen.
Wie zum Beispiel der historische Festsaal:
Besuchsangebote richten sich an Gruppen wie Schulen, Vereine oder Polizeidienststellen: Ein Besuch ist nur nach vorheriger Terminabsprache möglich. Bitte beachten Sie, dass Besuchstermine nur unter Beachtung der aktuellen Coronaschutz-Bestimmungen möglich sind.
- Ausstellung „Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat“, Dauer: ca. 1 ½ Stunden
- Vortrag und historische Führung im Präsidialgebäude, Dauer: ca. 1 ½ Stunden
- Vorträge zu Einzelthemen – öffentliche Einladungen und Ankündigungen beachten
Rheinisch-Bergisches Zentrum für Polizeigeschichte
im Polizeipräsidium Wuppertal
Friedrich-Engels-Allee 228
42285 Wuppertal
Telefon: 0202/ 284 -2014 oder -2021